Interview mit dem CDU Bürgermeisterkandidaten Martin Hennig

In der "Zeitung am Sonntag" nach einstimmiger Nominierung

Die Stolberger CDU hat ihren Bürgermeisterkandidaten nominiert! Im September 2025 tritt Martin Hennig gegen den amtierenden Patrik Haas (SPD) an.

 

Hennig ist 59 Jahre alt, selbstständiger Architekt, verheiratet, Vater von drei Kindern und seit über 30 Jahren lokalpolitisch engagiert, Ratsmitglied, stellvertretender Parteivorsitzender und Vorsitzender der CDU-Mittelstandsvereinigung.


Herr Hennig - was treibt sie zur Kandidatur an?
Martin Hennig: Mein Antrieb sind die Herausforderungen für unsere Stadt und die Lust darauf, die damit verbundenen Dinge anzupacken. Ich traue mir zu, dass, im Team mit der
CDU, besser als unser aktueller Bürgermeister hinzubekommen.

 

Wo sehen Sie die Hauptbaustellen?
Martin Hennig: An erster Stelle steht natürlich der Wiederaufbau - aber das darf nicht die vielen anderen wichtigen Aufgaben in den verschiedenen Stadtteilen überdecken. Den Strukturwandel unserer lokalen Wirtschaft zum Beispiel, der ohne weiterdenkende und erfolgreich arbeitende Wirtschaftsförderung nicht gestemmt werden kann. Aufgaben, die, seitens einer Verwaltung nur mit Verlässlichkeit, Verbindlichkeit und Vorbildfunktion in punkto Fleiß, Ansprechbarkeit und menschenorientierter Führung gelingen können.

 

Welche Voraussetzungen denken Sie, bringen Sie für das Amt des Verwaltungschefs und Bürgermeisters mit?
Martin Hennig: Ein Bürgermeister sollte wissen, wie es sich als selbstständig arbeitendes Elternteil in Stolberg lebt und sich gut mit Bauwesen, Verwaltung und der Situation unserer Stadt auskennen. Und vor allem sollte er seine Ohren und sein Herz bei den Stolbergerinnen und Stolbergern haben. Und das habe ich.

 

Wann und wie haben Sie die Entscheidung getroffen?
Martin Hennig: Das Amt des Bürgermeisters mit voller Ernsthaftigkeit auszuüben ist quasi eine Rund-um-die-Uhr Aufgabe. Ich kenne das aus eigener Erfahrung: In den 90er-Jahren war mein Vater Wolfgang Hennig der erste hauptamtliche Bürgermeister unserer Stadt. Ich wollte daher zunächst sicher sein, dass meine Familie meine Kandidatur aus vollem Herzen unterstützt. Zudem musste ich mir Gedanken machen, wie es mit meinem Architekturbüro weitergeht, sollte ich als Verwaltungschef in das Rathaus einziehen, denn ich habe eine große Verantwortung meinen Mitarbeitern gegenüber.


Das sind einschneidende Veränderung. Warum wollen Sie sich das „antun“?
Martin Hennig: Aus Verantwortungsgefühl dem Gemeinwesen gegenüber und weil ich aktiv gestalten will und gerade bei der aktiven Gestaltung sehe ich aktuell in Stolberg, ebenso wie viele andere, leider einen erheblichen Handlungsbedarf.

Zum Beispiel ...?
Martin Hennig: Die Flutkatastrophe 2021 war ohne Zweifel das einschneidendste Ereignis unserer Stadtgeschichte nach dem Zweiten Weltkriege, gleichwohl ist es falsch, sie als Jahrhundert- oder gar Jahrtausendereignis zu betrachten. Es wird in Zukunft zu weiteren Extremsituationen kommen. Dennoch passiert im Hochwasserschutz zu wenig. Aktuell
scheint es, als sei unsere aktuelle Verwaltungsleitung lediglich eine Art Zaungast, der abwartet und nur schaut, was die anderen bei diesem existenziellen Thema für Stolberg machen. Das ist viel zu passiv! Das gilt für den präventiven Hochwasserschutz, aber auch für den laufenden Wiederaufbau.


Der ist aber doch zweifelsohne keine Sache, der mal eben flott erledigt ist ...
Martin Hennig: Natürlich ist klar, dass nicht alle Flutschäden gleichzeitig behoben werden können. Aber als Architekt weiß ich, dass Planungen und Bautätigkeiten gut koordiniert und kommuniziert werden müssen. Und dass es hier aktuell viel zu oft „Fehlanzeige“ heißt, stört mich gewaltig. Wie genau ist der Zeitplan beim Neubau des Rathauses? Vorgesehen war
eine Fertigstellung für 2029, jetzt hören wir, dass ein Baubeginn erst 2028 vorgesehen ist.


Was passiert im Umfeld der Vicht? Warum gibt es im Steinweg immer noch Baulöcher? Was passiert perspektivisch an der Burg und im Living? Und so weiter. Es ist kein gutes Zeichen für eine Verwaltung, wenn die Mehrheit der Bürgerschaft überhaupt nicht weiß, was passiert.

 

Was kritisieren Sie noch?
Martin Hennig: Wichtig ist aber vor allem, dass aus Worten Taten werden. Es ist in der Vergangenheit viel in Aussicht gestellt worden, was dann aber nicht wirklich verfolgt worden ist. Es fehlt an Verlässlichkeit. Ich persönlich ärgere mich beispielsweise sehr darüber, dass aktuell die Verwaltung viel von einem Gastronomiekonzept spricht, es dem bei näherer
Betrachtung aber an Substanz und Pragmatismus in der Umsetzung fehlt.

 

Oder: Es gibt Verkehrsgutachten, die man eher als Ideologie-Papiere bezeichnen darf.

 

Oder: Stolberg bemüht sich um eine Zertifizierung als „Familiengerechte Kommune“, unsere Kitas leiden aber an einem massiven Personalmangel, der einfach nicht gelöst wird. Es passt Vieles nicht zusammen und unserem Bürgermeister scheint vielfach eine schnelle Meldung in den Medien wichtiger zu sein, als eine solide Verwaltungsführung. Das muss sich und das will ich ändern. Bürgerinnen und Bürger müssen wissen, was geschieht und darauf vertrauen
können, dass Dinge auch umgesetzt werden.


Was bedeutet für Sie Bürgerfreundlichkeit?
Martin Hennig: Eine Verwaltung muss Dinge ermöglichen und Vorgaben bürgernah auslegen. Ein gutes Beispiel dafür, dass das bei uns nicht immer passiert, war das große Chaos um die Müllgebühren. Hätte die Verwaltungsspitze ihre Arbeit gemacht, ein durchdachtes Konzept im Sinne der Bürger vorgelegt, wäre es nicht zu diesem großen Unmut in der Bevölkerung gekommen. Auch in anderen Bereichen des öffentlichen Lebens, wie Brauchtumspflege und Ehrenamt muss der Ermessensspielraum anders ausgelegt werden, damit Unterstützung funktioniert! Es muss doch möglich sein, dass sich die Verantwortlichen frühzeitig zusammensetzen, um Lösungen zu finden. Beispiele wie dieses
finden sich in vielen Bereichen.


Transparenz, Verlässlichkeit, Bürgerfreundlichkeit ... was wollen Sie konkret noch ändern?
Martin Hennig: Ganz konkret möchte ich mich zum Beispiel für mehr Sicherheit und Sauberkeit einsetzen. Hierfür müssen die Ämter besser untereinander vernetzt werden, so wie es zum Beispiel unter Bürgermeister Tim Grüttemeier gewesen ist. Es kann nicht sein, dass wir unsere Stadt nicht sauber gehalten bekommen. Darüber hinaus müssen wieder alle
Stadtteile in den Blick genommen werden. Die Sanierung und der Neubau von städtischer Infrastruktur, wie Schulen, Kindergärten etc. gilt es zu priorisieren.

 

Fürchten Sie nicht, dass Ihre Vorschläge an politischem Streit zu scheitern drohen?
Martin Hennig: Nein, absolut nicht. Das Gegenteil ist der Fall! Im Rat arbeiten wir sehr konstruktiv in einer starken Koalition aus drei Fraktionen zusammen. Auch weite Teile der Opposition werden regelmäßig eingebunden und viele Entscheidungen werden einvernehmlich getroffen. Problematisch ist aber, dass die getroffenen Entscheidungen zu oft von der Verwaltung nicht umgesetzt werden.

 

Zum Beispiel?
Martin Hennig: Zum Beispiel die verpasste Chance der „Factory Outlet City“. Und das kreide ich der aktuellen Verwaltungsspitze an – nicht den fähigen und motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtverwaltung, die ich erlebe. Das Problem ist also weniger die Zusammenarbeit über Fraktionsgrenzen hinweg, sondern die Zusammenarbeit
zwischen Rat und Verwaltung. Das ist nicht gut für unsere Stadt und ein Grund mehr, warum ich mich um das Bürgermeisteramt bewerben möchte.

 

Was wünschen Sie sich ganz persönlich für Stolberg?
Martin Hennig: Ich wünsche mir, dass wir unseren Blick auf das schärfen, was unsere Stadt auszeichnet – unsere einmalige Altstadt, die Vielfältigkeit unserer Ortsteile und unsere Grenznähe: Unsere Stadt ist ein unglaublicher Schatz, und wenn wir verantwortungsvoll mit dem umgehen, was vorangegangene Generationen für uns geschaffen haben und uns alle
gemeinsam einbringen, dann bin ich mir sicher, dass die beste Zeit Stolbergs noch vor uns liegt.